Lange Zeit machten es sich die zuständigen Stellen sehr einfach – zu einfach. Wurden eine Seemine, ein Torpedo oder eine Fliegerbombe im Meer entdeckt, wurde das Problem einfach weggesprengt. Dass ein solches Handeln gravierende Auswirkungen auf Wale und das gesamte Ökosystem hatte, löste bei Entscheidungsträgern nur ein müdes Achselzucken aus. Aber der Ruf nach umfassender Sanierung von munitionsbelasteten Gebieten wird immer lauter.
Sanierung tut not!
Nord- und Ostsee wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zum Müllabladeplatz für Munition und Chemiewaffen. Die Behörden behandeln dieses Problem seit Jahrzehnten nur mit „spitzen Fingern“, obwohl Mensch und Umwelt akut bedroht sind. Riesige Kontaminationsfahnen aus durchgerosteter Munition vergiften die Meeresumwelt. Jede ausgelöste Detonation tötet marines Leben. An den Stränden angespülte Munition und Munitionsreste verletzen Strandbesucher. Immer wieder holen auch Fischer mit ihren Grundschleppnetzen hoch gefährliche Kampfmittel an Bord, mit schrecklichen Konsequenzen für die Besatzung. Zu guter Letzt gelangt auch noch stark mit Kriegschemikalien kontaminierter Fisch auf unsere Teller.
Schon lange liegen fundierte Vorschläge auf dem Tisch, Mensch und Natur von diesem tödlichen Kriegserbe endlich zu befreien. Das Meer ist keine Mülldeponie. Munition hat im Meer nichts zu suchen. Es gibt viel zu tun!
Von der Erkenntnis zum zielgerichteten Handeln
Trotz akuter Gefahren durch Munition im Meer, lassen die Aktivitäten der zuständigen Stellen bislang nicht erkennen, dass eine umfassende Lösung des Problems angestrebt wird. Der zu erfüllende Auftrag lautet:
Maßnahme 1: Bestandsaufnahme
• Vertiefte Recherche nach historischen Unterlagen zur Munitionsbelastung von Nord- und Ostsee
• Umfassende munitionstechnische Erkundung von Nord- und Ostsee
• Einrichtung eines Munitionskataster
Maßnahme 2: Bereitschaft Fürsorgepflicht ernst zu nehmen
• Alle munitionsbelasteten Flächen sind auf Seekarten einzuzeichnen
• Alle munitionsbelasteten Flächen sind aus Fürsorgepflicht – wie an Land gehandhabt – für jegliche bodenberührenden Tätigkeiten zu sperren
Maßnahme 3: Konzeptentwicklung
• Hochrisiko-Strände sind zu identifizieren und ein Sicherheitskonzept zum effektiven Schutz von Strandbesuchern ist in Anwendung zu bringen
• Entwicklung eines mehrstufigen Sanierungskonzeptes für alle munitionsbelasteten Flächen unter Berücksichtigung des direkten Gefährdungspotenzials für Leib und Leben und der Emissionsraten bei Durchrostung
Maßnahme 4: Umsetzung der Sanierung aus Fürsorgepflicht für Mensch und Natur
• Heiße Sanierung durch Sprengen löst nicht das Problem sondern schafft NEUE Probleme!
• Bergen statt Sprengen durch umweltfreundliche und stufenweise Sanierung mit Entwicklung und Einsatz entsprechender Bergetechniken
• Ausweitung des Handelns auf alle betroffenen Seegebiete weltweit
Stefan Nehring
Zum Nachlesen und vieles mehr…
⇒ Bergen statt Sprengen (WATERKANT | Sonderdruck PDF | Heft 4 – 2010)
⇒ Gefährliches Strandgut (WATERKANT | Sonderdruck PDF | Heft 1 – 2014)
⇒ Explosiver Aufspülsand (WATERKANT | Sonderdruck PDF | Heft 2 – 2015)