Die Rückkehr der Wale

Denise Wenger beim Anbringen der CPODs
Denise Wenger beim Anbringen der CPODs © wsa klippkanne

Meine Untersuchungen in den letzten sechs Jahre haben erst einmal ein sehr positives Ergebnis, dass nämlich nach fast 100 Jahren wieder regelmäßig im Frühjahr Schweinswale weit in die Flussläufe ziehen, in der Weser bis Bremen, in der Elbe bis Hamburg.

Das zeitlich-räumliche Muster lässt uns vermuten, dass sie dabei wandernden (anadromen) Fischschwärmen folgen, die zum Ablaichen aus der Nordsee zu ihren Laichgebieten in die Flussläufe schwimmen.

Die Fischarten Stint und Finte stehen im Verdacht die begehrte Beute zu sein.

Wale im Hambuger Hafen
Im Hamburger Hafen konnten im letzten Jahr im Köhlbrand – hier teilt sich die Elbe in Süderelbe und Norderelbe- sogar täglich über mehrere Wochen bis zu 10 Wale beim Jagen beobachtet werden. Durch ihr Auftauchen im Hamburger Hafen sind die Schweinswale der Bevölkerung sehr viel näher gekommen, sehr zur Freude der Hamburger und Besucher, die die kleinen Wale von den Cafés am Elbstrand aus beobachten konnten.

Diese Rückkehr der Wale in ihre einstigen „Teillebensräume“ kann als positives Zeichen gewertet werden kann, denn die Wasserqualität der Flüsse hat sich durch die vor 20 Jahren erlassene Wasserrahmenrichtlinie soweit verbessert, dass wieder mehr Fischarten und vor allem zahlenmäßig wieder mehr Fische in den Flussläufen vorkommen. Auch die Laichbedingungen für Stint und Finte scheinen sich dadurch verbessert zu haben.

Für die Schweinswale scheint es sich zu lohnen, diesen Fischen zu folgen und die weite Reise – bis Hamburg sind es immerhin mehr als 95 Kilometer von der Küste – trotz der Gefahren und des Lärms in den stark befahrenen Wasserstraßen auf sich zu nehmen und im lauten Hamburger Hafen über Wochen hinweg zu jagen.

Kleiner Wal in großer Not

Rückkehr der Schweinswale. Foto: Koschinski | FjordBaelt, DK; fjord-baelt.dk
Schweinswal. Foto: Koschinski | FjordBaelt, DK; fjord-baelt.dk

Doch auf der anderen Seite kann das Auftauchen der kleinen Wale dort auch ein Zeichen sein für Not. Denn der sonstige Lebensraum der Schweinswale in Nord- und Ostsee wird zunehmend schlechter.

Überfischung, der Bau von unzähligen Offshore-Windkraftanlagen, Kiesabbau, Unterwasserpipelines, Erdöl- u. Edgasförderung und andere Formen anthropogener Nutzung greifen enorm in den Lebensraum der kleinen Wale ein und vertreiben sie zeitweise oder sogar ganz aus ihren Lebensräumen.

Beim Rammen der riesigen Betonpfeiler der Windkraftanlagen oder bei der Erdgas/-öl suche mit Airguns werden Schalldrücke ins Meer ausgesandt, die Wale sogar direkt töten können oder aber zu teilweisem Hörverlust oder anderen Beeinträchtigungen führen, über deren Auswirkungen wir noch nicht viel wissen.

Wie viele Wale an den Folgen sterben, ist unbekannt. Es geschieht für uns unbemerkt auf hoher See!

Der Beifang an Schweinswalen bei der Grundstellnetzfischerei wird oft vertuscht, die bekannt gewordenen Zahlen aber sagen bereits, dass er bestandsbedrohend ist.

Durch die Überfischung zahlreicher Fischarten ist das Nahrungsangebot für die Meeressäuger viel schmäler geworden und vielleicht lohnt es sich deshalb für die Wale, den lauten und gefährlichen Weg bis nach Hamburg zu schwimmen und dort die kleinen Stinte zu jagen. Vielfach wurden auch relativ kleine Wale gesichtet. Ob vielleicht vor allem juvenile Schweinswale den schmalen Stint als Futterquelle nutzen, muss noch untersucht werden.

26 tote Schweinswale wurden allein im April und Mai 2013 am Elbufer gefunden, die Todesursachen wurden aber nicht ermittelt. In Frage kommen Kollisionen mit schnellen Motorbooten, wofür einige Hinweise sprechen, aber auch Schädigungen durch Lärm oder Umweltgifte und in der Folge Tod durch Infektionen kommen in Betracht.

⇒ Der Schweinswal