Survey Weserwale – 20. März 2017
TV Beitrag bei buten & binnen
http://www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video99048-popup.html
Eigentlich war es der Frühlingsanfang, doch das Wetter zeigte sich nicht von der allerbesten Seite für die erste diesjährige Beobachtungsfahrt auf der Suche nach den „Weserwalen“.
Holger Peterson, Skipper und Buch-Autor, überführte an diesem Tag seine Segelyacht „Fuchur“ von Bremen nach Bremerhaven und er bot mir für Schweinswale e.V. an, diese Fahrt als kostenlosen Survey nutzen und nach den Weserwalen Ausschau halten zu können. Selbstverständlich wollte ich nachzusehen, ob sich schon Wale in der Tideweser bei den Stintlaichgebieten aufhalten. Die Wassertemperatur war noch unter 8° Celsius, der Temperatur, ab der die Stinte meist erst ablaichen (in den letzten Jahren wurden allerdings auch schon bei niedrigeren Wassertemperaturen laichende Stinte gefunden). So habe ich nicht unbedingt mit Sichtungen gerechnet, doch einige Stinte sind dieses Jahr schon in Bremen an der Schlachte angekommen und Mitte März wurden in den letzten Jahren durchaus schon die ersten Schweinswale bei Brake und Vegesack gesichtet. Wichtig auf jeden Fall, nachzusehen.
Erste Sichtungsmeldungen sind dieses Frühjahr bereits aus der Elbe bei Hamburg Teufelsbrück und sogar Ochsenwerder eingegangen. In der Weser gab es bis jetzt dieses Jahr nur zwei Meldungen aus dem äußeren Weserästuar.
Der Törn begann um 7:00 Uhr morgens im Bremer Hafen und ein kleines Team vom NDR ging mit an Bord. Holger Peterson hatte sie informiert und sie waren interessiert an der Überführungs-Fahrt der kleinen Segelyacht und der Suche nach den Weserwalen. Etwa sieben Stunden tuckerten wir gemächlich die Weser flussab und wären Wale da gewesen, mit Sicherheit hätten wir sie entdeckt. Doch keine kleine Rückenfinne war zu sehen. Wenig Stint, sagten Fischer an Weser und Elbe bereits und noch zu kalt. Es könnte noch kommen und mit den kleinen silbernen Fischen die Schweinswale, aber es gibt auch Jahre, in denen es wenig Stint gibt und dementsprechend wenig oder keine Wale im Flusslauf.
Seit 2007 werden Schweinswale in der Weser bis nach Bremen gesichtet. Bereits damals war Holger Peterson mit seinem Segelschiff Paloma mit von der Partie und der ersten Ausfahrt, um die Wale zu suchen. Durch das damals von mir eingeführte Sichtungsprogramm wurde erst bekannt, dass die Wale nach etwa hundert Jahren Abwesenheit wieder in die Unterläufe der Flüsse an der Nordseeküste zurückgekehrt sind. Zuerst kamen viele Meldungen aus der Jade bei mir an, wo mittlerweile sogar Whale Watching angeboten wird, dann aber zeigten die Sichtungsmeldungen, dass die Schweinswale auch zwischen Brake und Bremen Farge über Wochen hinweg im Frühjahr gesichtet werden. Schließlich wurden 2012 auch viele Sichtungen aus Hamburg gemeldet und 2013 wurde die Schweinswale dort zahlreich und in Gruppen von bis zu 11 Tieren im Köhlbrand bei der Jagd auf Stinte beobachtet. 2014 und 2015 blieben sie aus, aber 2016 war das Jahr mit den meisten Sichtungsmeldungen bis jetzt und den meisten Walen. Gruppen bis zu 20 Individuen wurden in Hamburg gesichtet, ich habe viele Video- Aufnahmen machen können und viele von den Meldern, denen mein ganz großer Dank für ihre wichtige Unterstützung des Sichtungsprogramms gilt, haben ebenfalls Fotos und Videos geschickt.
Die Wale sind nicht mehr wegzuleugnen, das Beweismaterial ist reichlich, und sie haben sich keineswegs verirrt, sie folgen den Stintschwärmen und jagen im Flachwasser vor allem ab Blankenese und im Hamburger Hafengebiet bis nach Harburg. Leider sind sie dort auch sehr gefährdet.
2016 registrierten wir über das Sichtungsprogramm 16 tote Wale von Brake bis Bremen und 36 tote Wale in Hamburg, die meisten nach dem Hamburger Hafengeburtstag. Kollisionen mit schnellen Motorboot und Schiffsschraubenverletzungen zählen hier vorab mit zu den Todesursachen. Der enge Flusslauf, die Kaimauern und der viele Verkehr stellen in Hamburg eine ganz andere Situation für die kleinen Wale dar als sie in Nord- und Ostsee vorfinden.
Aber zurück an die Weser. Wale haben wir nicht gesehen und doch war der Ausflug mit dem Boot sehr schön. Es waren nur sehr wenige Schiffe insgesamt unterwegs und es gibt sehr malerische Stellen entlang der Weser.
Holger wusste eine Menge über die anliegenden Orte zu erzählen und erzählte von seinen Erlebnissen mit den Schweinswalen in der Jade, im Nassauhafen begegnete er ihnen seit Jahren regelmäßig. Die Fuchur wird bald in Hooksiel liegen.
Mit einem Teil der Aufnahmen des NDR-Team mit Reporter Janos Kereszki von Radio Bremen brachte der NDR einen sehr schönen Beitrag auf buten & binnen, der unter http://www.radiobremen.de zu finden ist.
Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken für diese wertvollen Beiträge für die Schweinswale!!!
Schweinswale e.V. setzt sich für Schutzmaßnahmen für die Schweinswale im Frühjahr in der Weser ein, beispielsweise für eine Aufnahme als Erhaltungsziel und Schutzgut im Rahmen von Natura 2000 hierfür auf die Standardbögen im Naturschutz. Zudem plädieren wir für ein temporäres Tempolimit in der Unterweser vor allem von Brake bis Bremen Farge, wenn die Wale im Flusslauf sind. Schnell sollten Motoboote in dieser Zeit nur genau in der Fahrrinne fahren, nicht außerhalb und nicht im Uferbereich, sonst können unbeabsichtigte und unbemerkte Kollisionen, die meist nicht bemerkt werden, für die kleinen Walen die Todesursache sein und bestimmt kein Skipper möchte einen Wal überfahren.
Denise Wenger
Tipp:
Interessant für Segler oder solche, die es werden wollen:
Die beiden Bücher von Holger Peterson: „Wie wir im Norden segeln“ und „Mein Boot ist mein Zuhause“
Holger Peterson ist seit über 25 Jahren ehrenamtlich im Delfin- und Walschutz engagiert.