Gefährliche Wanderungen

Toter Schweinswal liegt in der Brake
Toter Schweinswal am Weserufer angeschwemmt

Seit etwas über einem Jahrzehnt scheint sich eine Südverlagerung des Schweinswalbestandes in der Nordsee abzuzeichnen. Eine Transektzählung mittels Flugzeugen und Schiffen (SCANS II, HAMMOND et al. 2008, http://biology.st-andrews.ac.uk/scans2/inner-finalReport.html) hat 2006 ergeben, dass sich gegenüber einer früheren Zählung Mitte der Neunziger Jahre nun deutlich mehr Schweinswale in der südlichen Nordsee aufhalten und der Anteil in der nödlichen Nordsse gesunken ist. An der niederländischen Küste berichtet der Biologe CAMPHYSEN bereits 2004 von der Rückkehr der Schweinswale.

Die genauen Gründe hierfür sind noch ungeklärt, könnten aber in Zusammenhang mit einem geänderten Vorkommen der Beutearten (Fischvorkommen) stehen. Überfischung (Beispiel Kabeljau) und Klimawandel stehen hier zur Diskussion für die Nordsee. Im Gegensatz dazu ist die verbesserte Wasserqualität der großen Flüsse (v.a. Weser und Elbe) hervorzuheben. So ist es denn auch nicht verwunderlich, aber umso erfreulicher, dass wieder mehr Schweinswale entlang der deutschen Nordseeküste und sogar in den großen Flüssen gesichtet werden (Link zum Fluss-Schweinswalprojekt).

Toter Schweinswal bei Camphuysen
Toter Schweinswal angestrandet an der niederländischen Küste, Camphyusen

Verstärkt werden auch tote Schweinswale an der Küste aufgefunden. Die Todesursachen sind dabei fast immer auf den Menschen zurückzuführen.
Von Dezember 08 bis Ende Februar 09 wurden über 100 verstümmelte Schweinswale an niederländischen Stränden angespült. Über 30 davon trugen eindeutig durch Messer verursachte Schnitte durch Haut und Speckschicht oder waren regelrecht zerstückelt, die Finnen abgeschnitten. Alles Zeichen dafür, dass diese Schweinswale Beifangopfer der Fischerei waren und versucht worden war, sie durch Aufschlitzen oder Zerschneiden möglichst schnell auf See zu entsorgen, um diese sinnlosen Tode geschützter Tiere zu vertuschen.

Doch die Westwinde spülten zumindest diese toten Tiere an Land. Die bange Frage bleibt, wie hoch ist die Dunkelziffer, wie viele Schweinswale waren es hier insgesamt, die eine grausamen uns sinnlosen Tod in den Netzen sterben mussten und heimlich entsorgt wurden.

Kollisionen mit Schiffen als Todesursache
img_4963In den Flüssen sind wir auf andere „menschliche Einflüsse“ gestoßen: Spuren an etlichen Schweinswal-Todfunden am Elbe-, Ems-, und Weserufer weisen darauf hin, dass Kollisionen mit Schnellbooten als Todesursache in Betracht kommen. Wiederholt meldeten Beobachter, dass Motorboote trotz Geschwindigkeitsbegrenzungen in Flachwasserbereichen mit völlig überhöhtem Tempo sogar in Nähe von Schweinswalen gesichtet wurden.

Eine weitere Todesursache vor allem für neugeborenen Kälber ist, dass beim Ausfahren sehr großer Schiffe (zum Beispiel Ems, Meyerwerft) eine enorme Wasserverdrängung und damit einhergehende Wellenerzeugung stattfindet, durch die die noch unbeholfen schwimmenden Jungtiere einfach an das Ufer bzw. den Strand geschwappt werden, wo sie langsam und qualvoll verenden, wenn sie nicht zeitnah gefunden und gerettet werden.
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Geplante Schutzmaßnahmen des Projekts „Weser-Wale“

I.: Monitoring

a) Weser: Weitergehende Untersuchungen über das Vorkommen der Schweinswale in der Weser (und teilweise auch Elbe und Ems) und die Bedeutung (der großen Flüsse) hinsichtlich Nahrungsangebot und Fortpflanzung. Das von Denise Wenger initiierte und durchgeführte Sichtungsmeldungsprogramm wird in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde Brake umgesetzt. Alle Daten werden dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gemeldet. Die Datenerhebung erfolgt über Sichtungsmeldungen und eigens installierte Hydrophone. Forderung und Einführung geeigneter Schutzmaßnahmen im Rahmen der FFH-Richtlinie in Zusammenarbeit mit den Unteren Naturschutzbehörden.

b) Datenerhebung über Vorkommen und Strandungen von Schweinswalen an der deutschen Nordseeküste in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer mittels Sichtungs- und Fundmeldungen

II. Recherchen

Recherche über Beifangraten von Schweinswalen durch die Haupt- und Nebenerwerbs-Fischerei an der deutschen Nordseeküste; Recherche zu Vorkommen und (Über)nutzung der (Speise-/Ziel-)fischarten.

III. Lobbyarbeit

Lobbyarbeit zum Schutz der Schweinswale z.B. bei bevorstehenden Baggerarbeiten zur Weser-Fahrrinnenvertiefung oder auch beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen (Forderung von Schutzmaßnahmen, z.B. schallmindernde Blasenvorhänge) oder dem Offshore-Terminal. Die hier zuständigen lokalen Behörden bzw. das Ministerium für Umweltschutz werden informiert und Schutzmaßnahmen gefordert.

IV. Öffentlichkeitsarbeit

Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit: Förderung der Sympathie für die kleinen Meeressäuger; Hervorheben ihrer Bedeutung als besondere Attraktion, denn die kleinen Meeressäuger können von Fähren oder Deichen und sogar dem Weserufer vor allem bei Lemwerder /Vegesack aus gesehen werden. Durch die Förderung der Bekanntheit und Beliebtheit dieser Kleinwalart bei der lokalen Bevölkerung können Schutzmaßnahmen durchgesetzt und Problembereiche wie Lebensraumzerstörung und Beifang publik gemacht werden.
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